Unser Verständnis der Montessori-Pädagogik
Die Montessori-Pädagogik ist ein von Maria Montessori ab 1907 entwickeltes pädagogisches Konzept, welches die Zeitspanne vom Kleinkind bis zum jungen Erwachsenen umfasst. Sie beruht auf dem Bild des Kindes als „Baumeister seiner Selbst“ und verwendet deshalb die Form der Freiarbeit.
Die wichtigsten Prinzipien in Kürze:
- Lern-/ Begleitung durch die Erwachsenen
- Freie Wahl der Arbeit, der Arbeitspartner und des Arbeitsplatzes – im eigenen Tempo des Kindes
- Vorbereitete Umgebung
- Beobachtung des einzelnen Kindes als Grundlage der pädagogischen Arbeit
- Altersübergreifende Gruppen, sowohl im Haus der Kinder als auch in Hort und Schule (Kleinkindgemeinschaft: Altersgruppe 1-3 Jahre, Kinderhaus: Altersgruppe 3-6 Jahre, Hort + Schule: Altersgruppe 6-10 Jahre)
Etwas genauer:
Es gibt keinen vorgefertigten Plan für die pädagogische Arbeit bzw. einen Lehrplan. Die Beobachtung des Kindes durch die Pädagoginnen und Pädagogen führt dazu, jedem Kind zum richtigen Zeitpunkt die für den jeweiligen Entwicklungsschritt geeigneten Materialien und Aktivitäten anzubieten, um den Entwicklungs- und Lernprozess optimal zu unterstützen. Als Grundgedanke der Montessori-Pädagogik gilt: „Hilf mir, es selbst zu tun. Hilf mir, es selbst zu denken. Hilf mir, ich selbst zu sein.“
Damit ergibt sich für die Pädagog:innen eine besondere Rolle im Alltag der Kinder: Es sind nicht die Erwachsenen, die das Kind „er-ziehen“, es ist Baumeister seiner Selbst und damit der Hauptakteur. Die Erwachsenen sorgen in der Montessori-Pädagogik für die Bedingungen, die das Kind braucht, um sich bestmöglich und nach seinem inneren Bauplan entwickeln zu können. Das Kind wird mit all seinen Stärken und Schwächen angenommen und wertgeschätzt, ihm wird mit Respekt und Achtung begegnet. In Bereichen des Alltags, die das Kind aufgund seines Entwicklungsstandes noch nicht allein einschätzen oder bewältigen kann, geht der Erwachsene als Vorbild voran und gibt den sicheren Rahmen vor, in dem das Kind sich frei bewegen kann. Die Freiheit des Einzelnen wird beschränkt durch die Grenzen des Nächsten und den Bedürfnissen der Gruppe. So finden sich Kinder gut in dem sozialen Gefüge ihrer Gruppe zurecht.
Die Montessori-Pädagogik richtet sich an alle Kinder und an Eltern, denen es wichtig ist, dass ihr Kind im Lernprozess in seinem eigenen Lerntempo individuell gefördert und gefordert wird. Sie ist für Eltern, denen daran gelegen ist, dass ihr Kind von aufmerksamen und engagierten Pädagoginnen und Pädagogen begleitet wird.
Maria Montessori
Über Maria Montessori wurden eine Vielzahl von Büchern geschrieben – so Vieles gibt es über diese beeindruckende Frau zu berichten. An dieser Stelle geben wir Ihnen und Euch daher nur einen kleinen Einblick in ihr Leben und ihr Wirken.
Schon der berufliche Werdegang Maria Montessoris ist ungewöhnlich, denn sie promoviert 1886 als eine der ersten Frauen Italiens. Trotz vieler Widerstände hat sie damit erfolgreich ihr Medizinstudium abgeschlossen. Anschließend arbeitet sie in verschiedenen Krankenhäusern und psychiatrischen Abteilungen in Rom und schließlich vor allem mit Kindern mit verschiedenen geistigen und körperlichen Behinderungen. Die Arbeit mit diesen Kindern bescherte Maria Montessori entscheidende Beobachtungen. Sie widmet sich mehr und mehr der Pädagogik, da sie festgestellt hat, dass sich Kinder mit der entsprechenden Begleitung durch Erwachsene, mit Materialien, die zu ihren Bedürfnissen passen, und einer ansprechenden Umgebung gut entwickeln, egal mit welchen Voraussetzungen sie ins Leben gestartet sind.
1907 eröffnet Maria Montessori ihr erste „Casa dei Bambini“ in einem Armenviertel Roms. Hier entwickelt sie die ersten Ansätze ihres späteren pädagogischen Konzeptes und erweitert ihre Kenntnisse über die Entwicklung von Kindern, indem sie die Kinder im Alltag beobachtet. Sie erkennt die Fähigkeit des Kindes, „Baumeister seiner Selbst“ zu sein, wenn die Bedingungen von den Erwachsenen entsprechend gestaltet werden.
1909 veröffentlicht sie ihr erstes Buch zu ihrem pädagogischen Konzept, „Die Entdeckung des Kindes“. Dieses fand schnell begeisterte Leser:innen und so wurden nach und nach weltweit Kinderhäuser und Schulen nach ihrem Konzept eröffnet. Maria Montessori beginnt, um die Welt zu reisen, um ihr Konzept aus erster Hand weiterzugeben. Unterwegs nutzt sie die Erfahrungen und Impulse ihrer Reisen, um ihr Konzept zu ergänzen. Geprägt von den politischen Unruhen Anfang des 20. Jahrhunderts ist es ihr besonders wichtig, den Aspekt der Friedenserziehung in ihrem pädagogischen Ansatz umgesetzt zu wissen. Maria Montessori wird dreimal für den Friedensnobelpreis nominiert und erhält außerdem aus aller Welt verschiedene Ehrungen für ihre wichtige Arbeit.
Maria Montessori verstirbt 1952 in den Niederlanden. Auf ihrem Grabstein findet sich folgende Inschrift: „Ich bitte die lieben Kinder, die alles können, mit mir zusammen für den Aufbau des Friedens zwischen den Menschen und in der Welt zu arbeiten.“